Die Weitreitergilde

Interview mit Evelyn Landerer

dk, 13.August 2002

(dk) Evelyn Landerer war schon mehrfach in der Mongolei und hat dort ausgedehnte Reiterreisen unternommen; jetzt plant sie einen neuen Ritt in dieses pferdefreundliche Land. Wir hatten Gelegenheit, mit Evelyn dieses Interview für Euch zu führen. Foto mit freundlicher Genehmigung von Evelyn Landerer. Weitere Infos auf ihrer Homepage: Homepage Evelyn Landerer

Jetzt mit vielen Fotos aus ihren bisherigen Ritten in der Mongolei, teilweise noch nie veröffentlicht!

 

Die Weitreitergilde

Evelyn, Du warst doch schon mehrfach in der Mongolei. Wie oft warst Du eigentlich da, wie lange jeweils, und welche Strecken bist Du da geritten?

Evelyn Landerer 

Frei in der Gegend herumzureiten war schon immer ein Kindheitstraum von mir. Dass ich das dann aber anstatt im Wilden Westen im Osten finden würde, war purer Zufall. Ich las eine Annonce von jemandem, der im Jahr zuvor durch die Mongolei geritten war, und jetzt zusammen mit Mongolischen Partnern Pferde und Dolmetscher zur Verfügung stellte. Also lebte ich 1995 zum ersten Mal diesen Freiheitstraum aus, nur 4 Wochen zwar, aber es hatte mich schon so erwischt, dass ich im darauffolgenden Jahr wieder dorthin fuhr, 5 Mongolische Steppenpferde kaufte und zusammen mit einem Freund und einem Mongolen als Dolmetscher losritt. Wir lernten zum ersten Mal, ein Packpferd richtig zu packen, mit einigen Pannen unterwegs, wir durften eine faszinierende Nomadenkultur kennenlernen. Aber für mich ist auf Reisen mit das wichtigste, mit den Leuten sprechen zu können, ihren Geschichten zu lauschen. Dafür immer einen Dolmetscher zu benötigen, der meist nur das Nötigste übersetzt, war für mich unbefriedigend. Also beschloß ich, bevor ich das nächste Mal durch die Mongolei reiten würde, musste ich Mongolisch lernen.

Diesen Vorsatz umzusetzen dauerte dann bis zum Jahr 2000. Dann hatte ich genügend Zeit, um so lange durch dieses Land zu reiten, bis ich wirklich das Gefühl hatte genug geritten zu sein, es wurden daraus dann schließendlich knapp 6 Monate.

Ich traf in München eine Mongolin, die mich 2 Jahre lang unterrichtete. Aber an dieser Sprache kann man sich die Zähne ausbeißen. Meine größte Sorge war, den Akzent der Leute nicht verstehen zu können. Als ich dann endlich wieder in der Mongolei war, beschränkte sich in der ersten Woche meine Unterhaltung auf „saijn“ und „mo“, gut und schlecht.

 

Die Weitreitergilde 

Du hast mir erzählt, daß Du jetzt gar nicht reitest. Warum?

Evelyn Landerer  

Hier in Tirol reite ich leider kaum, ich besitze kein eigenes Pferd hier. Aber es liegt auch daran, dass ich bezüglich der Reitstrecken verwöhnt bin. Eine endlose, wunderschöne Landschaft ohne Zäune, mit kaum Straßen und Häusern, ohne Reitverbote und Asphaltwegen habe ich hier einfach nicht. Für mich gehört Reiten zu einem ganz eigenen Lebensstil, ein Teil davon ist es, das Zelt neben den Pferden aufschlagen zu können, in der Natur zu leben und zu lernen wie es ist, nomadisch zu unterwegs zu sein. Ich liebe es, in der Früh aus dem Schlafsack zu steigen und als erstes nach den Pferden zu schauen, sie zum nächsten Fluß zu führen, sich daran zu erfreuen, dass sie wohl wieder diese bestimmten Kräuter gefressen haben, von denen ihr Fell so gut riecht.

Die Weitreitergilde 

Welche Strecke möchtest Du als nächstes reiten?

Evelyn Landerer  

Zunächst hatte ich mir überlegt, durch Patagonien zu reiten. Es wäre sicher auch dort traumhaft und spannend zu reiten, allerdings wahrscheinlich um einiges teurer. Aber jetzt hab ich das auf den übernächsten Trip verschoben. Es zieht mich einfach wieder nach Zentralasien, zu Nomadenkulturen, und vor allem auch in Gegenden, über die es wenig Informationen, geschweige denn einen Reiseführer gibt. Ich möchte nächstes Jahr entweder durch die Altai und Tuva Region reiten oder durch Yakutien (Sacha). Die genaue Strecke kann ich natürlich nicht festlegen, es kommt dann einfach wie es kommt.

Die Weitreitergilde 

Wir wissen daß Du Dir einen Partner/Partnerin dazu wünschst. Weshalb wünscht Du Dir einen Partner?

Evelyn Landerer 

Solche Reittouren in unwegsamen Gelände, wo es unter Umständen eine Woche dauert bis man im Ernstfall zu einer Straße oder zu Leuten kommt, möchte ich einfach lieber zu zweit oder zu dritt machen. Und es ist auch ganz wichtig für mich, meine Eindrücke teilen zu können, jemanden zum Reden zu haben. Ausserdem kann man sich dann damit abwechseln, in der Nacht aufzustehen und die Pferde von etwaigen Büschen zu befreien.

Eine so intensive Erfahrung, die eine solche Reise und ein solches Leben mit sich bringt, ist schöner, wenn man sie teilen kann.

 

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Wann soll diese Reise los gehen?

Evelyn Landerer  

Im Frühsommer 2003

 

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Hast Du schon ein Pferd dafür?

Evelyn Landerer  

Nein, die Pferde sowie Sättel und Zaumzeug kaufe ich vor Ort. Mir ist es wichtig, einheimische Pferde auf einheimischen Sätteln zu reiten. Ich möchte, wenn möglich, alles so erleben wie die Leute, die dort leben und arbeiten. Das gleiche gilt auch fürs Essen. Ich nehme keine Nahrung aus der Stadt mit, das wäre für 5 Monate sowieso kaum zu transportieren.

Auf einem echt mongolischen Holzsattel zu reiten, ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

Dazu kommt, dass die Pferde vor Ort viel billiger sind.

Die Weitreitergilde 

Ich werde oft gefragt, wie man es schaffen kann so lange Zeit zu reisen, denn das kostet doch alles viel Geld. Wie finanzierst Du Deine Reisen?

Evelyn Landerer  

Tja, ein schwieriges Thema. Das witzige an solchen Reittrips ist die Tatsache, dass man unterwegs kaum Geld ausgibt. Wir haben in der Mongolei oft wochenlang kein Geld ausgegeben, da es ja nichts zu kaufen gab. Teuer ist zunächst der Flug, Visum, der Aufenthalt in der Stadt, die Pferde und die Sättel. Meine Reise durch die Mongolei kostete mich in den 5 Monaten ohne Krankenversicherung aber sonst mit allem etwa 2000 €.

Es ist also eigentlich nicht so schwierig, Geld für eine Reittour zu sparen. Das schwierige hingegen ist, dass man meistens alles hier aufgeben muss für einen solch langen Zeitraum. Da überlegen dann sicher viele, ob es das wert ist. Und für die erste Zeit nach dem Trip ist es praktisch, wenn noch Erspartes übrig ist.

Eine Reittour kostet nicht viel, wohl aber die Zeit danach.

 

Die Weitreitergilde

Vielen Dank für dieses Interview. Wir wünschen Dir viel Erfolg und Glück bei der Partnersuche und dann bei Deinem nächsten Ritt durch die Mongolei.

Hier kommen die Fotos, viele davon erstmals veröffentlicht!

 

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