Die Weitreitergilde |
(dk) Evelyn Landerer war schon mehrfach in der Mongolei und hat dort ausgedehnte Reiterreisen unternommen; jetzt plant sie einen neuen Ritt in dieses pferdefreundliche Land. Wir hatten Gelegenheit, mit Evelyn dieses Interview für Euch zu führen. Foto mit freundlicher Genehmigung von Evelyn Landerer. Weitere Infos auf ihrer Homepage: Homepage Evelyn Landerer
Jetzt mit vielen Fotos aus ihren bisherigen Ritten in der Mongolei, teilweise noch nie veröffentlicht!
Evelyn, Du warst
doch schon mehrfach in der Mongolei. Wie oft warst Du eigentlich da, wie lange
jeweils, und welche Strecken bist Du da geritten?
Frei
in der Gegend herumzureiten war schon immer ein Kindheitstraum von mir. Dass ich
das dann aber anstatt im Wilden Westen im Osten finden würde, war purer Zufall.
Ich las eine Annonce von jemandem, der im Jahr zuvor durch die Mongolei geritten
war, und jetzt zusammen mit Mongolischen Partnern Pferde und Dolmetscher zur
Verfügung stellte. Also lebte ich 1995 zum ersten Mal diesen Freiheitstraum
aus, nur 4 Wochen zwar, aber es hatte mich schon so erwischt, dass ich im
darauffolgenden Jahr wieder dorthin fuhr, 5 Mongolische Steppenpferde kaufte und
zusammen mit einem Freund und einem Mongolen als Dolmetscher losritt. Wir
lernten zum ersten Mal, ein Packpferd richtig zu packen, mit einigen Pannen
unterwegs, wir durften eine faszinierende Nomadenkultur kennenlernen. Aber für
mich ist auf Reisen mit das wichtigste, mit den Leuten sprechen zu können,
ihren Geschichten zu lauschen. Dafür immer einen Dolmetscher zu benötigen, der
meist nur das Nötigste übersetzt, war für mich unbefriedigend. Also beschloß
ich, bevor ich das nächste Mal durch die Mongolei reiten würde, musste ich
Mongolisch lernen.
Diesen Vorsatz
umzusetzen dauerte dann bis zum Jahr 2000. Dann hatte ich genügend Zeit, um so
lange durch dieses Land zu reiten, bis ich wirklich das Gefühl hatte genug
geritten zu sein, es wurden daraus dann schließendlich knapp 6 Monate.
Ich traf in München eine Mongolin, die mich 2 Jahre lang unterrichtete. Aber an dieser Sprache kann man sich die Zähne ausbeißen. Meine größte Sorge war, den Akzent der Leute nicht verstehen zu können. Als ich dann endlich wieder in der Mongolei war, beschränkte sich in der ersten Woche meine Unterhaltung auf „saijn“ und „mo“, gut und schlecht.
Du hast mir erzählt,
daß Du jetzt gar nicht reitest. Warum?
Hier in Tirol reite ich leider
kaum, ich besitze kein eigenes Pferd hier. Aber es liegt auch daran, dass ich
bezüglich der Reitstrecken verwöhnt bin. Eine endlose, wunderschöne
Landschaft ohne Zäune, mit kaum Straßen und Häusern, ohne Reitverbote und
Asphaltwegen habe ich hier einfach nicht. Für mich gehört Reiten zu einem ganz
eigenen Lebensstil, ein Teil davon ist es, das Zelt neben den Pferden
aufschlagen zu können, in der Natur zu leben und zu lernen wie es ist,
nomadisch zu unterwegs zu sein. Ich liebe es, in der Früh aus dem Schlafsack zu
steigen und als erstes nach den Pferden zu schauen, sie zum nächsten Fluß zu führen,
sich daran zu erfreuen, dass sie wohl wieder diese bestimmten Kräuter gefressen
haben, von denen ihr Fell so gut riecht.
Welche Strecke möchtest Du als nächstes reiten?
Zunächst hatte ich mir überlegt, durch Patagonien zu reiten. Es wäre sicher auch dort traumhaft und spannend zu reiten, allerdings wahrscheinlich um einiges teurer. Aber jetzt hab ich das auf den übernächsten Trip verschoben. Es zieht mich einfach wieder nach Zentralasien, zu Nomadenkulturen, und vor allem auch in Gegenden, über die es wenig Informationen, geschweige denn einen Reiseführer gibt. Ich möchte nächstes Jahr entweder durch die Altai und Tuva Region reiten oder durch Yakutien (Sacha). Die genaue Strecke kann ich natürlich nicht festlegen, es kommt dann einfach wie es kommt.
Wir wissen daß Du Dir einen Partner/Partnerin dazu wünschst. Weshalb wünscht Du Dir einen Partner?
Solche Reittouren in unwegsamen
Gelände, wo es unter Umständen eine Woche dauert bis man im Ernstfall zu einer
Straße oder zu Leuten kommt, möchte ich einfach lieber zu zweit oder zu dritt
machen. Und es ist auch ganz wichtig für mich, meine Eindrücke teilen zu können,
jemanden zum Reden zu haben. Ausserdem kann man sich dann damit abwechseln, in
der Nacht aufzustehen und die Pferde von etwaigen Büschen zu befreien.
Eine so intensive Erfahrung, die
eine solche Reise und ein solches Leben mit sich bringt, ist schöner, wenn man
sie teilen kann.
Wann soll diese
Reise los gehen?
Im Frühsommer
2003
Hast Du schon
ein Pferd dafür?
Nein, die Pferde
sowie Sättel und Zaumzeug kaufe ich vor Ort. Mir ist es wichtig, einheimische
Pferde auf einheimischen Sätteln zu reiten. Ich möchte, wenn möglich, alles
so erleben wie die Leute, die dort leben und arbeiten. Das gleiche gilt auch fürs
Essen. Ich nehme keine Nahrung aus der Stadt mit, das wäre für 5 Monate
sowieso kaum zu transportieren.
Auf einem echt
mongolischen Holzsattel zu reiten, ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell
vergisst.
Dazu kommt, dass
die Pferde vor Ort viel billiger sind.
Ich werde oft
gefragt, wie man es schaffen kann so lange Zeit zu reisen, denn das kostet doch
alles viel Geld. Wie finanzierst Du Deine Reisen?
Tja, ein
schwieriges Thema. Das witzige an solchen Reittrips ist die Tatsache, dass man
unterwegs kaum Geld ausgibt. Wir haben in der Mongolei oft wochenlang kein Geld
ausgegeben, da es ja nichts zu kaufen gab. Teuer ist zunächst der Flug, Visum,
der Aufenthalt in der Stadt, die Pferde und die Sättel. Meine Reise durch die
Mongolei kostete mich in den 5 Monaten ohne Krankenversicherung aber sonst mit
allem etwa 2000 €.
Es ist also
eigentlich nicht so schwierig, Geld für eine Reittour zu sparen. Das schwierige
hingegen ist, dass man meistens alles hier aufgeben muss für einen solch langen
Zeitraum. Da überlegen dann sicher viele, ob es das wert ist. Und für die
erste Zeit nach dem Trip ist es praktisch, wenn noch Erspartes übrig ist.
Eine Reittour
kostet nicht viel, wohl aber die Zeit danach.
Vielen Dank für
dieses Interview.
Hier kommen die Fotos, viele davon erstmals veröffentlicht!
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